Beeindruckend groß war die Zahl der gläubigen Christen, die sich, selbst in aktuell schwieriger Zeit, am 15. August („Maria Himmelfahrt“), dem Festtag Mariens, im überwiegend katholischen Abenberg auf den Weg machten, um in „ihrer“ Stadtpfarrkirche traditionsgemäß Kräuterbüschel weihen zu lassen. Wie im Vorjahr tat dies auch heuer wieder der Spalter Pfarrer Josef Mederer in Vertretung des sich in Urlaub befindlichen Ortspfarrers Stefan Brand.
Seit Alters her ist es Brauch, Kräuter aus Feld, Flur und Garten, gemischt mit bunten Blumen, zu einem Strauß zusammen zu binden. Dabei wird streng auf besondere Würz- und Heilmittel geachtet, wie Arnika, Baldrian, Thymian, Pfefferminze, Zinnkraut, Rosamarin und Spitzwegerich, um nur ein paar Beispiele zu nennen.
Bis zu 99 verschiedene Kräuter könnten das sein, so Pfarrer Mederer unmittelbar vor dem eigentlichen Weiheakt am Schluss des Gottesdienstes, so jedenfalls habe er das am Morgen im Radio-Sender BR Heimat gehört. Natürlich durften die Marienkerze in Büschelmitte und die vier Getreidearten nicht fehlen. Die Kräuter sollen durch die kirchliche Weihe nicht nur bei Krankheiten besser helfen, sondern auch gegen Unwetter und Unglücksfälle schützen.
Weil es nicht allen möglich ist, all diese Kräuter selbst zu sammeln, hatte der katholische Frauenbund tags zuvor zum gemeinsamen Kräuterbüschelbinden in das Jugendheim eingeladen, eine vor allem für Kinder beliebte Aktion. Über 70 Gebinde sind so entstanden, die am Marientag vor dem Gottesdienst für eine kleine Spende abgegeben wurden und schnell vergriffen waren.
In der katholischen Kirche wird die Kräuterweihe vor allem als Ausdruck zur Achtung der Schöpfung und die Heilkraft der Kräuter als Symbol für die Zuwendung Gottes an den Menschen betrachtet. Pfarrer Mederer nannte im Verlauf seiner Predigt viele Gründe, welche die Marienverehrung so außergewöhnlich machen und der Papst im Jahr 1950 die leibliche Aufnahme Marias in den Himmel und die unbefleckte Empfängnis Mariens für die römisch-katholische Kirche zum Dogma erklärte.
Nicht zuletzt erinnere der Kräuterbüschel, so der Geistliche, an die Blumen wieder, die man der Gottes Mutter Maria zugedichtet habe, so an die Marien-Distel, die Rosen ohne Dornen oder die Lilie ohnegleichen. Und dennoch gelte, was der Dichter Novalis einmal gesagt habe: „Ich sehe dich in tausend Bildern, Maria, lieblich ausgedrückt, doch keins von allen kann dich schildern, wie meine Seele dich erblickt.“
Bild und Text: Karlheinz Hiltl